Die religiöse Ausrichtung meiner musikalischen Tätigkeit ist offensichtlich. Weniger klar dürfte die Schwerpunktsetzung sein. Rock-Oratorien? Religiös orientierte Musik großen Zuschnitts in unserer Zeit?
Die Antwort ist relativ einfach: Sei es durch die Gestaltung zahlreicher Gottesdienste im süddeutschen Raum, sei es durch die Ehe mit einer Theologin, ich kam zeitlebens in intensiven Kontakt mit religiösen Problemstellungen – so sehr, dass sich mir die Gottesfrage als die ausschlaggebende Frage der menschlichen Existenz auftat. Glaube ich an Gott, oder glaube ich nicht? Und wenn ja: Wie lassen sich Glauben und Denken in der Gegenwart noch vereinen?
Protest gegen den billigen zeitgenössischen Atheismus
Alles, was ich je las, las ich vor diesem Hintergrund. Und ich las und lese viel. Gott sei Dank erleichterten es mir glückliche Begegnungen mit mustergültigen Priestern und gleichgesinnten Freunden, dem christlichen Glauben treu zu bleiben – trotz kontroverser Lektüre, trotz bestürzender Verfehlungen der Amtskirche, trotz eines in der Gesellschaft um sich greifenden religiösen Desinteresses, das in hohem Maße mit Konsum und medialer Übersättigung korrespondiert. Hinzu kommt natürlich, dass mir die breitbeinig-aggressiv vorgetragene Arroganz des zeitgenössischen Atheismus gehörig auf die Nerven geht: Hier wird zirkuläres Scheinwissen als bewiesen verkauft. Und dass es der materialistische Fortschrittswahn war, der, jeder Moral enthoben, die Welt an den Rand des Kollaps geführt hat, dürfte als historisch gesichert gelten. Mir erscheint da der christliche Glaube als die tragfähigere Alternative.
Legitimation des Glaubens
Die Großform des Oratoriums erlaubt es nun, die anstehenden Fragen in angemessener Tiefe und in angemessener musikalischer Varianz zu behandeln. Dabei steht zunächst einmal der Text im Vordergrund. Die Libretti sind die Quintessenz meines lebenslangen Lesens, meines lebenslangen Nachdenkens über die Frage, wie Christsein im 21. Jahrhundert noch gelingen kann. Ich will mit dem Finger auf die existenziellen Leerstellen zeigen, die der materialistische Ansatz mit sich bringt – die im Interesse eines gelingenden Lebens freilich dringend gefüllt werden müssten, gerade in Zeiten eines sich überstürzenden Wandels. Dass dies einerseits auf dem Boden einer gewachsenen Glaubensüberzeugung, andererseits aber ohne jeden Fundamentalismus und aus durchwegs kritischer Distanz geschieht, versteht sich von selbst.
