„Exodus“ entführt in die Tiefen einer fiktiven Arbeitswelt, angesiedelt unter den ägyptischen Pyramiden, aber doch in allen Details modern und gegenwartsgesättigt. Dort, „im Bauche des Baal“, versammelt sich eine biblische Personengruppe, deren Schicksal es war, „nach unten“ verdammt zu werden: Josef (zunächst in den Brunnen, später ins Gefängnis geworfen), Jonas (vom Wal verschlungen), der Menschensohn (nach der Kreuzigung „hinabgestiegen in das Reich des Todes“). Gemeinsam mit Moses wird der Menschensohn das Volk zur Auferstehung hin ins Gelobte Land führen. Die gewonnene Freiheit begeistert die Auferstandenen jedoch wenig: Die Wärme der ägyptischen Bergwerke und die dort garantierten Fleischtöpfe sind ihnen dann doch lieber. So versuchen sie am Ende, sich wieder in die Tiefen zu tanzen. Dem setzt der Menschensohn eine Aufforderung zu glauben entgegen: „Und jetzt, Jonas, spring!“ Das mag erstaunen, hat sich doch gezeigt, dass die damit errungene Freiheit kaum jemanden überzeugt. Wenn nun aber der Knechtschaftscharakter der heutigen Arbeitswelt auch nicht als dringend erstrebenswert gesehen werden kann, eröffnet sich ein Dilemma. Wohin sich wenden? Credo quia absurdum? Nicht notwendigerweise, denn der Glaube erscheint in der Summe doch als die freundlichere Alternative.
Tracklist:
I. Station: Nachstadt
1 Jonas
2 Joseph
3 Moses
4 Nachtstadt
II. Station: Exodus
1 Menschensohn
2 Träume
3 Versuchung
4 Exodus
III. Station: Sinai
1 Miriam
2 Vierzig
3 Widerborstiges Volk
4 Nicht mit uns
5 Zurück
6 Sinai
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„Exodus“ ist von meinen Oratorien das am wenigsten ausgearbeitete. Hörbar geworden ist lediglich eine Instrumentalfassung mit den Klängen meines Synthesizers; die einzelnen lines können in einer partiturartigen Transkription mitverfolgt werden. Kurz: Für interessierte Orchesterleiter bietet sich hier eine große Chance, mitgestaltend eingreifen zu können.
Erschienen im ©itonmusik Verlag
Exodus oder Die Freuden der Knechtschaft (2006)
